Übersicht einheimische Heilpflanzen
Die Enziane sind eine Pflanzengattung aus der großen Familie der
Enziangewächse (Gentianaceae). In dieser Pflanzengattung gibt es weltweit etwa
300 bis 400 Arten, die überwiegend in den Gebirgszonen der Nordhalbkugel
wachsen, davon allein ungefähr 35 Arten in den Alpen. Da diese Gebirgspflanzen
inzwischen selten geworden sind, stehen sie strikt unter Naturschutz.
Manche Arten werden zur Schnapsherstellung, andere zur Gewinnung von Heilmitteln
verwendet, wieder andere als Zier- und Gartenpflanzen. Die Wurzel des Enzians
(überwiegend der Gelbe Enzian) und nur diese wird als Heilmittel verwendet, ist
in Apotheken und Kräuterhandlungen zu beziehen.
Der hiesige Enzian
(besonders der Gelbe Enzian) ist eine mehrjährige Pflanze, die bis zu sechzig
Jahr alt werden kann. Die Pflanze wächst sehr langsam und blüht in der Regel
erst nach zehn Jahren.
Die Blüten stehen einzeln oder in Blütenständen
entweder als grundständige Rosetten oder am Stängel verteilt. Die Blüten
schließen sich bei den meisten Arten bei Bewölkung und kühler Luft, auch bei
Regen und starkem Wind.
Stängelloser blauer Enzian (Gentiana clusii)
(aus Graf/Jahrmarkt, Ayurveda
Bilder, 2012)
Im Volksmund wird der Enzian auch genannt: Bergfieberwurzel, Bitterwurzel,
Darmwurzen, Gelbsuchtwurzen, Jäuse, Sauwurz, Zergang, Zinzalwurz. Der Name
Gentian leitet sich vermutlich ab von Genthios, dem König von Illyrien (180-168
v.Chr.), der die Heilwirkung von Enzianarten erkannt haben soll (laut Plinius).
Viele Enzianarten sind von reinblauer Blütenfarbe, weshalb sie auch
einem Symbol der Treue wurden. Auf den österreichischen Eurocent-Münzen ist der
Enzian abgebildet.
Für die Schnapsbrennerei werden überwiegend die
großwüchsigen Arten verwendet, die in Kulturen angebaut werden (Gentiana lutea,
Gentiana purpurea, Gentiana punctata, Gentiana pannonica). Die blaublütigen
Arten werden für diese Zwecke nicht verwendet.
Enziane enthalten
hervorragende Bitterstoffe (Amarum). Die bitterste natürliche Substanz der Welt,
das Amarogentin, ist auch in einer Verdünnung von 1 zu 50 Millionen noch
deutlich wahrnehmbar.
Vom gelben Enzian (Gentiana lutea) werden nur die Wurzeln verwendet. Daraus
wird entweder Tee oder eine Tinktur gemacht. Das Heilmittel aus Enzian wirkt
antibakteriell, menstruationsfördernd, tonisierend. So hilft Enzian besonders
bei:
- Appetitlosigkeit
- Blutarmut
- Verdauungsschwäche
-
Blutarmut
- Fieber
- Herzbeschwerden
- Kalte Füße und Hände
- Rheuma
- Magenbeschwerden
- Verstopfung
- Krampfadern
- Sodbrennen.
Enzianwurzeln auf keinen Fall selbst sammeln. Alle Arten stehen unter
Naturschutz und so besteht ein Sammelverbot.
Die Wirkstoffe des Enzian
entfalten sich am besten in einer Teezubereitung. Die
getrockneten Stücke der Wurzel können als Aufguß zubereitet werden. Ein halber
Teelöffel getrocknete Wurzelstücke werden mit einer Tasse kochendem Wasser
übergossen; zehn Minuten ziehen lassen.
Auch ein Kaltauszug
ist möglich. Dazu werden ein halber Teelöffel getrocknete Wurzelstücke mit
kaltem Wasser übergossen. Mindestens acht Stunden ziehen lassen. Nach dem
Abseihen vorsichtig und behutsam auf Trinkwärme erhitzen.
Zur Herstellung
einer Tinktur übergießt man die klein geschnittenen
Enzianwurzeln
mit Weingeist (ersatzweise Doppelkorn). Der Ansatz muss drei
bis fünf Wochen ziehen. Nach dem Abseihen dreimal täglich vor den Mahlzeiten
zehn bis zwanzig Tropfen einnehmen.
Das Hauptanwendungsgebiet für Enzian
ist die Verdauung. Die Bitterstoffe regen die die Bildung von Magensäften und
damit die Verdauung an. Das wirkt sich auch auf den Appetit aus. Enzian wirkt
auch leicht abführend und mildert Sodbrennen.
Bei allgemeiner Schwäche
und Blutarmut, bei kalten Händen und Füßen soll Enzian ebenfalls helfen. Zur
Vorbeugung gegen Erkältungen ist er ebenfalls wirksam.
Achtung: Bei bestehendem Bluthochdruck sollte Enzian nicht
eingesetzt werden, da er weiter Blutdruck erhöhend wirkt. Auch in der ersten
Phase der Schwangerschaft ist bei der Anwendung von Enzian Vorsicht geboten.
Bei der ayurvedischen Anwendung von Enzian wird ebenfalls nur die Wurzel
verwendet. Entsprechend den ayurvedischen Geschmacksrichtungen (rasa) wirkt
Enzian bitter und
kühlend/scharf.
Die Geschmacksrichtung bitter wirkt fiebersenkend,
antibakteriell, antiseptisch, Keim tötend und entgiftend. Bitter reinigt das
Blut und das gesamte Gewebe, hat eine leicht herabsetzende und schwächende
Wirkung auf den Körper.
Die Geschmacksrichtung kühlend/scharf ist
anregend, fördert die Verdauung und hebt den Appetit. Scharfes stabilisiert den
Kreislauf und hebt allgemein die Körperfunktionen, während es Ansammlungen
körperfremder Stoffe verringert.
Enzian wirkt ayurvedischVata
beruhigend |